Selfdevelopment

Absolute Ehrlichkeit7 min read

Absolute Ehrlich­keit. Einfach unmöglich? Viel­leicht sogar eine dumme Idee? Heute möchte ich erklären, warum ihr euch im Leben, meiner Meinung nach, für absolute Ehrlich­keit entscheiden solltet.

Warum ich mich für absolute Ehrlichkeit entschieden habe

Gerne würde ich sagen, dass ich von je her ein ehrlicher Mensch gewesen bin. Viel­leicht verein­zelte Notlügen bei Über­ra­schungen, aber sonst immer ehrlich. Leider war ich das nicht. Im Gegenteil. Wenn ich der Meinung war, dass mir eine Lüge das Leben erleich­tert, warum nicht. Ich habe eine feste Freundin (in einer monogamen Beziehung), aber ich kann hier mit diesem Mädchen gerade Sex haben? Wenn die Verlo­ckung zu groß war, habe ich es genutzt und natürlich meiner Freundin nichts gesagt (auch wenn das mehr als einmal der Grund war, warum ich dann im Nach­hinein eine Beziehung beendet habe). Und vermut­lich hätte ich auch noch ne ganze Weile genauso weiter gemacht, wenn es nicht immer wieder aufge­fallen wäre, dass ich gelogen habe.

Manchmal war die Konfron­ta­tion zwar unan­ge­nehm, war aber die einzige Auswir­kung. Ein andermal war die Konfron­ta­tion noch die ange­nehmste Auswir­kung, da die Konse­quenzen, die mein Umfeld daraus zog, unan­ge­nehm waren. Gerade auch im Job, wo ich hin und wieder versuchte meine Fehler zu vertu­schen gab es einige unan­ge­nehme Gespräche.

Irgend­wann habe ich aller­dings für mich entschieden, dass der kurz­fristig einfa­chere Weg durchs Lügen es einfach nicht Wert ist. Von da aus habe ich es mir antrai­niert immer ehrlicher zu werden. Für mich hat das einige Jahre gedauert und auch heute noch erwische ich mich dabei wie ich eine Lügen­ge­schichte anfange, um mich inter­es­santer zu machen. Heut­zu­tage bin ich aller­dings fast immer so weit, dass ich unter­breche und das dann auch direkt einge­stehe und klar­stelle. Auch nicht immer angenehm, aber für mich der richtige Weg.

Über die Jahre wo ich ehrlicher und dabei auch direkter wurde, durfte ich fest­stellen, wie sich meine Umgebung geändert hat. Die Menschen um mich herum schienen zu bemerken, dass Sie meinen Aussagen und damit auch mir mehr Vertrauen konnten. Bezie­hungen wurden tiefer.

Wie oben schon ange­teasert wurde ich durch meine Ehrlich­keit über die Jahre auch direkter. Ich sagte Menschen eher, was ich dachte und was ich wollte. Durch diese Direkt­heit entstanden weniger Miss­ver­ständ­nisse und Situa­tionen haben sich dadurch häufiger für mich zum Positiven entwi­ckelt.

Leider sehe ich aber auch immer wieder in meinem Umfeld, dass zum Teil sehr bewusst gelogen wird, um Ziel xy zu erreichen. Oft verstehe ich warum die Menschen das machen, aller­dings kann ich es dennoch nicht gutheißen.

Warum Ehrlichkeit in Beziehungen

Als Nega­tiv­bei­spiel möchte ich eine Situation heran­ziehen, die sich in meinem näheren Umfeld ereignet. Er ist im Pickup- /Flirtcoaching Bereich aktiv und bringt aktiv anderen Leuten bei, wie man neue Frauen kennen­lernt. Bis zu diesem Punkt weiß seine aktive -feste- Freundin auch Bescheid. Was sie nicht weiß ist aller­dings, um es mit seinen Worten zu sagen, „… wie weit das Pickup bei ihm geht..“. Genauer gesagt schleppt er regel­mäßig neue Damen ab und vögelt mit Ihnen, teilweise auch kurz bevor er dann zu seiner Freundin fährt. Der für mich schlimme Punkt dabei, Sie weiß einfach nicht, dass Sie in einer „offenen Beziehung“ lebt. Und dabei ist es gerade egal, ob ich seine Erzäh­lungen richtig verstehe oder nicht. Es gibt mehr als nur einen Kerl, den ich kenne, der genau so unterwegs ist.

Hier stellt sich mir die Frage, wenn man schon einen gewissen Level an geistiger Reife erreicht hat. Warum ist man dann nicht so weit, ehrlich mit seinem Umfeld zu sein. Verlust­ängste können es im obigen Beispiel nicht sein, schließ­lich hat er auch ohne seine Freundin genug Sex. Oder geht es hierbei nicht um den Verlust von Sex, sondern um den Verlust von Zuneigung, Vertrauen, Liebe? Mir ist klar, dass ich nicht der Retter in der Weißen Ritter­rüs­tung bin oder gar sein muss. Dennoch kann aus meiner Sicht eine Beziehung nur dann wirklich komplett in die Tiefe gehen, wenn sich beide Seiten gleich weit öffnen und ehrlich mitein­ander sind.

Als ich in Bezie­hungen ange­fangen habe ehrlicher zu sein wurden diese auf einmal wesent­lich tiefer. Die Damen haben sich mir gegenüber deutlich weiter geöffnet. Aber nicht nur das. Dadurch, dass ich auch meine Wünsche und Bedürf­nisse nicht mehr versteckt habe, wurde auch mein Sexleben wesent­lich besser. Die Damen haben mehr mit mir auspro­biert und mir das Gefühl genommen, mit einer anderen meine sexuelle Erfüllung finden zu müssen. Durch diese Ehrlich­keit entsteht auch Offenheit, wodurch Probleme sich nicht ewig aufbauen bevor Sie platzen, sondern, diese werden zeitnah ange­spro­chen und können oftmals schnell gelöst werden.

Ehrlichkeit im Job, auch eine gute Idee?

Die größte Angst hatte ich davor, im Job ehrlich zu sein. Meinem Chef direkt zu sagen, dass ich etwas verkackt hatte. Ich weiß schon gar nicht mehr was es war, aber das erste Mal hat es mich doch einiges an Mut gekostet. Etwas war schief­ge­laufen und würde Auswir­kungen auf den Produk­tiv­be­trieb der Firma haben, in der ich gear­beitet habe. Mein Herz hat schier durch­ge­dreht als ich mich auf dem Weg zu meinem Chef gemacht habe, dort ange­kommen habe ich es extrem kurz gehalten.

Hey, ich habe gerade Fehler XY gemacht, das wird vermut­lich Auswir­kungen YZ haben. Ich bin aktuell daran, die Auswir­kungen zu beheben. Wollte aber, dass Sie sofort Bescheid wissen, falls sich jemand bei Ihnen meldet. Ich sage Bescheid, sobald ich das Problem gelöst habe.

Irgend­wann hatte ich das Problem gelöst und wie verspro­chen war ich wieder auf dem Weg zu meinem Chef. Mein Herz, dreimal so nervös wie beim ersten Gespräch, aber da musste ich jetzt durch. Bei meinem Chef ange­kommen erklärte ich genauer was passiert war, wie es behoben wurde und was ich gedachte in Zukunft zu tun, damit mir der Fehler nicht wieder unter­laufen würde. Gefasst auf das Donner­wetter, das sonst kam, wenn einer meiner Fehler mir zuge­schrieben werden konnte, wartete ich… Aber es passierte nicht. Er dachte einen kurzen Moment darüber nach und meinte nur etwas wie „… blöd gelaufen, beim nächsten Mal unbedingt besser aufpassen. Danke, dass du direkt Bescheid gesagt hast…“ und damit war das Thema erledigt.

Ich war geschockt. Hatten mir meine Lügen, die mir mein Leben verein­fa­chen sollten, mein Leben in Wirk­lich­keit immer verschlim­mert? Das war eine Reaktion, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Aber genau das habe ich immer wieder und wieder erlebt, seitdem ich auch ehrlich zu meinem Fehler stehe. Menschen sehen das ganze entspannter, sind froh über die Ehrlich­keit und darüber, dass ich auch regel­mäßig direkt mit Lösungs­mög­lich­keiten (sofern notwendig) ankomme.

Und ja, das Ganze hat sich auch auf meinen Kontakt mit Frauen ausge­wirkt. Gefühlt haben Frauen wesent­lich mehr Interesse an einem Menschen, der auch offen und ehrlich zu seinen Makeln steht, als an einem der versucht sich inter­es­sant und „Fehlerlos“ dastehen zu lassen.

Fazit

Für mich war der Weg zur Ehrlich­keit ein schwie­riger und langer Weg. Noch immer lerne ich dazu und darf für mich lernen, wie ich mich in manchen Situa­tionen verhalten muss bzw. möchte. Zeitweise war es mir auch wichtig, auf alle Fragen, egal wie privat, ehrlich zu antworten. Inzwi­schen durfte ich für mich lernen, dass ich das zwar kann, wenn ich möchte, aber auch einfach nein sagen kann, wenn ich eben nicht möchte.

Dennoch war der Weg, mir das anzu­trai­nieren und auch die unan­ge­nehmen Situa­tionen durch­zu­stehen, das ganze wert. Für mich haben sich so ziemlich alle Kontakte verbes­sert. Mein Job wurde dadurch einfacher und ich kann auch mehr zu mir stehen, da ich nicht mehr vor mir recht­fer­tigen muss, warum ich ständig lüge.

Und natürlich ist es auch praktisch, dass ich mir nicht mehr merken muss, wem ich wann was vorge­logen habe, um die Geschichten „aufrecht“ zu erhalten.

Meine Empfeh­lung daher, probiert es aus. Seit ehrlich zu eurer Umwelt. Auch wenn euch dadurch manchmal Vorteile (die treue monogame Freundin aus der obigen Geschichte als Beispiel) verloren gehen könnte und baut Verbin­dungen auf, die auch dann funk­tio­nieren, wenn ihr zu euch selbst stehen könnt.

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